Kath. Pfarrei St. Georg Leipzig-Nord

Portrait der Gemeinde St. Gabriel in Wiederitzsch

„Die Anfänge der katholischen Pfarrei Wiederitzsch reichen zurück auf den Gottesdienst im Krankenhaus St. Georg. Den ersten katholischen Gottesdienst für die katholischen Verwundeten hielt der damalige Studentenseelsorger Pfarrer Wilhelm Beier im Dezember 1914 im Badehaus des Lazarettes St. Georg“, wie die ersten Sätze der Pfarreichronik berichten.
Ab ca. 1920 wurde ein monatlicher Gottesdienst an diesem Ort gefeiert, woran neben den Patienten auch die Katholiken von Wiederitzsch und Eutritzsch teilnahmen. Mit Beginn des 2. Weltkrieges wurden polnische und später auch französische Kriegsgefangene um Podelwitz angesiedelt und für sie wurden Gottesdienste in der evangelischen Kirche angeboten, welche auch von den deutschen Katholiken besucht wurden. Bis 2016 führten auch regelmäßig Mai- und Rosenkranzandachten die Gemeinde St. Gabriel nach Podelwitz. Kaplan Beer engagierte sich stark für Kriegsgefangene und ausländische Zwangsarbeiter, welche vorrangig aus Polen kamen. In Podelwitz wurden sonntags drei Gottesdienste gefeiert und die Frage nach einer eigenen Pfarrvikarie kam auf.
Am 1. Juni 1941 wurde die Pfarrvikarie Wiederitzsch errichtet und Kaplan Beer zum Pfarrvikar ernannt. Seit 1941 fanden im wöchentlichen Wechsel Gottesdienste auch in der evangelischen Kirche Wiederitzsch und im Badehaus des Krankenhauses St. Georg statt. Nach dreijährigen Diskussionen konnte am 13. Juni 1948 eine Baracke als Kapelle geweiht werden. Am 1. September 1956 wurde die Pfarrvikarie zur Pfarrei erhoben.
Bereits 1964 begannen Überlegungen eine Kirche zu bauen, da die Baracke langsam baufällig wurde. Mehrere Entwürfe gingen nicht „über die herkömmliche Bauweise hinaus“. So führte die Suche zum Konstrukteur der sogenannten HP-Schalen und dieser führte zum Architekten Peter Weeck. Dieser hatte bereits einen Entwurf für eine Kirche aus HP-Schalen in der Schublade. Die Form erinnert an das „Zelt Gottes unter den Menschen“. Zwei Jahre später erging die vorläufige Baugenehmigung, aber leider wurde nach ersten sichtbaren Bauaktivitäten, z. B. die fertiggestellten Stützenfundamente und Aufleger für die Betonschalen, die Lagerung der Betonschalen für die Dachkonstruktion, 30 000 Ziegelsteinen und weiterem Baumaterial, ein Bauverbot verhängt, welches zahlreiche Proteste der Gemeinde nach sich zog. Erst 1968 ging die volle Bauerlaubnis ein. Mit großem Eigenanteil wurde die Kirche erbaut und viele Gemeindemitglieder halfen unentgeltlich auf der Baustelle, spendeten oder verpflegten die Arbeiter. Nicht nur Gemeindemitglieder, sondern auch evangelische Christen und Freunde sorgten vorwiegend nach Feierabend und samstags für Baufortschritt.
Für die künstlerische Gestaltung beauftragte Pfarrer Beer den Bildhauer und Maler Friedrich Press und gab das Thema „Der wiederkommende Christus“ vor. Die Verkündigung der Geburt Christi durch den Erzengel und Pfarrpatron Gabriel an Maria ist an der äußeren Giebelwand gestaltet. Im Innenraum blickt man vom Altar aus auf Christus, wie er auf einem Esel reitend in Jerusalem einzieht. Hinter dem Altar ist das Lamm auf dem Throne aus der Offenbarung nach Johannes dargestellt.

Auf dem späteren Kirchengelände wurden zunächst ehemalige Wehrmachtsbaracken als Kapelle und Gemeindezentrum genutzt.
Mauerarbeiten an der Giebelwand neben des Eingangs, wo Friedrich Press (rechts) die Skulptur des in Jerusalem einziehenden Christus gestalten wird, das Titelbild dieses Georgsboten

Am 21. März 1970 konnte die Kirche St. Gabriel durch Bischof Spülbeck geweiht werden. Im nächsten Jahr können wir unser 50-jähriges Kirchweihjubiläum feiern. Der Kirchenbau hat die Gemeinde geprägt und die davon ausgehende Kraft ist heute noch spürbar, wenn die Erbauer erzählen, weiterhin eng mit der Gemeinde verbunden sind und ihre Begeisterung in die nächsten Generationen tragen. Ebenso prägte Pfarrer Beer die Gemeindemitglieder und wird auch heute noch oft erwähnt. Er verließ die Gemeinde 1974 in Richtung Regensburg um seine Lutherforschung fortzusetzen, die aufgrund des beschränkten Literaturzugriffs in der DDR in diesem Umfang nicht möglich war. Das Gemeindezentrum und Pfarrhaus wurde Ende 1979 / Anfang 1980 fertiggestellt.
In der Wendezeit wurde das Pfarrhaus zu historischem Boden. Nach informativen Gesprächen (zweimal mit dem damaligen Bundesminister Warnke) gründete sich hier die CSU Sachsen / Thüringen, welche später in der DSU aufging. Die Gattin des Bundesministers Warnke rief die Frauenunion (Ost) ins Leben und der „runde Tisch“ von Wiederitzsch konstituierte sich und tagte dort mehrfach. Seit 1991 befand sich für einige Zeit die Stadtgeschäftsstelle des damals im Aufbau befindlichen Malteser-Hilfsdienstes im Pfarrhaus.
Mit 430 Katholiken (Stand 2017) ist St. Gabriel die kleinste Gemeinde der Pfarrei St. Georg Leipzig-Nord. Schon immer war die Pfarrei von regelmäßigen Veränderungen geprägt. Je nach Zusammensetzung der Gemeindemitglieder gab es Kreise bzw. Angebote, welche mit großem Engagement das Gemeindeleben bereicherten, teilweise zwischenzeitlich ruhen mussten oder aufgegeben wurden, z. B. Theateraufführungen, Singspiele, Kinder- und Kirchenchöre, Fasching und Jugendgruppen. Die Militärseelsorge nutzte die Pfarrräume für Gesprächskreise, lebenskundlichen Unterricht und geistliche Wochenenden. Einige Jahre war die spanische Gemeinde bei uns zu Gast. In den letzten 24 Jahren wirkten sieben verschiedene Pfarrer in St. Gabriel und brachten ihre Schwerpunkte ein.
Auch aufgrund der Größe ist es in St. Gabriel familiär und man unterstützt sich gegenseitig. Sehr gern haben wir immer wieder neue Gemeindemitglieder willkommen geheißen. Vor allem in den 90er-Jahren zogen viele Familien zu, welche teilweise aus beruflichen Gründen schon wieder verzogen sind. Aber auch hier sind Verbindungen erhalten geblieben. Über die Jahre entwickelte sich St. Gabriel zu einer recht selbstständigen Gemeinde. Viele Dienste erfolgen ehrenamtlich. Aktuell sind besonders die Senioren und der Familienkreis II / Gesprächskreis hervorzuheben, welche sich monatlich treffen und ihr Programm selbstständig und abwechslungsreich gestalten. Interessante Vorträge externer Referenten oder aus eigenen Reihen werden geboten, ebenso wie die jährliche Seniorenfahrt in die nähere Umgebung bzw. der Emmausgang des Familienkreises in eine Leipziger Kirche wie in diesem Jahr die Schönauer Kirche. Neu gründete sich vor einigen Jahren der meditative Tanzkreis, welcher auch Menschen außerhalb der Gemeinde begeistert. Im Jahresverlauf sprechen wir z. B. mit der Krippenandacht mit Krippenspiel und dem ökumenisch gestalteten Martinsfest vorwiegend Menschen außerhalb der Gemeinde in unserem Ortsteil an. Als weitere Jahreshöhepunkte ist das Sternsingen, der ökumenisch begangene Weltgebetstag, die durch verschiedene Gruppen und Kreise gestalteten Kreuzwegandachten, die gemeinsame Maiandacht unserer Pfarrei am 1. Mai, das Gemeindefest zum Patronatsfest, der ökumenische Gottesdienst zum Buß- und Bettag und mehrmals im Jahr stattfindende Familiengottesdienste zu nennen. Verstärkt unterstützen wir die Leipziger Oase, nicht nur mit der Spende der Erntegaben, sondern im letzten Jahr mit einer Kleider-sammelaktion und zum diesjährigen Barmherzigkeitssonntag mit einer Spendenaktion.
Wir können noch einiges mehr berichten. Dies gern bei einem persönlichen Besuch in St. Gabriel. Sie sind herzlich willkommen!

Cornelia Heider

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